Paris, Prinz von Troja, raubt die schöne Helena, die junge Gattin von König Menelaos – allerdings: Ein Raub ist das eigentlich nicht, denn Helena fühlt sich an der Seite von Orlando Bloom sichtlich wohl. Menelaos ruft seinen Bruder, den skrupellosen Agamemnon, zu Hilfe, der eine Gelegenheit wittert, das mächtige Troja zu unterwerfen. Mit einer riesigen Flotte segeln die Brüder gen Troja, an ihrer Seite illustre Gestalten wie der listenreiche Odysseus (Sean Bean) und vor allem Achilles, der grösste Krieger der Antike.
Troy ist ein richtig saftiges Filmepos, ein Monumentalschinken, der sich an seinen Massenszenen und bombastischen Kulissen weidet. Regisseur Wolfgang Petersen rührt mit der ganz grossen Kelle an; wenn die Griechen in den Krieg ziehen, füllen hunderte von Schiffen die Leinwand, stürmen die Soldaten gleich zu zehntausenden an. Liebhabern des Üppigen wird was geboten, und dass für die Masse meist der Computer zuständig ist, merkt man kaum.
Wenn auch mit Schauwerten nicht gegeizt wird, Troy ergeht sich nicht in blossem visuellen Gigantismus, das Drehbuch verbindet über weite Strecken sehr geschickt das Überlebensgrosse des mythischen Stoffes mit einem gewissen psychologischem Realismus. Bei diesem Krieg geht es beleibe nicht um Liebe und Ehre, fast alle Beteiligten haben handfeste Motive: Menelaos, der gehörnte Ehemann, will sich rächen, der Machtmensch Agamemnon strebt die Herrschaft über die Ägäis an, und Odysseus – ganz moderner Realpolitiker – will vor allem seine Haut retten. Nur Achilles, dieser jähzornige, eingebildete Sack, hat nichts als seinen Ruhm im Sinn, der trojanische Krieg soll ihn unsterblich machen.
Brad Pitt spielt die unbesiegbare Todesmaschine Achilles mit einer gehörigen Portion Arroganz; ihm gegenüber steht Hector (Eric Bana), der Anführer der Trojaner, ein Held und Krieger wider Willen; während Achilles bereits an seiner eigenen Legende bastelt, treibt Hector die Angst um seine Heimatstadt an. Das Aufeinandertreffen der zwei Titanen ist unvermeidlich, und es ist die grosse Stärke des Films, dass wir beim Duell der Helden hin- und hergerissen sind und eigentlich keinen der beiden fallen sehen möchten.
Am Ende, nach einer barbarischen Schlächterei, stehen von Troja nur noch verkohlte Reste, und fast alle Protagonisten des Filmes sind tot, gestorben in einem sinnlosen Krieg. Petersen schafft wie bereits in Das Boot das Kunststück, Schlachtengemälde und Antikriegsbotschaft gleichzeitig in einen spannenden Film zu packen.
Zuerst erschienen im Züritipp vom 13. Mai 2004.
Solide, aber kein wirkliches Masterpiece. Zudem mag ich es nicht, wenn man bei historischen Stoffen zu sehr von der Vorlage abweicht. Da wäre es mir lieber man würde eine neue, in der Antike angesiedelte Geschichte erzählen in der man sich die gewünschten Freiheiten herausnehmen kann. Aber alles in allem doch unterhaltsames Kino.