Als 1966 die ersten Folgen von Star Trek ausgestrahlt wurden, stiess die Serie nicht nur in die Tiefen des Alls, sondern auch in neue gesellschaftspolitische Dimensionen vor: An Bord der Enterprise tummelten sich die verschiedensten Rassen und waren Männer und Frauen gleichberechtigt; angeblich fand hier auch der erste gemischtrassige Kuss der US-Fernsehgeschichte statt.
Inzwischen sind fünf verschiedene Fernsehserien und zehn Kinofilme zusammengekommen, allerdings läuft der Warpantrieb mittlerweile nicht mehr ganz rund: Der letzte Film Star Trek Nemesis spielte ein klägliches Ergebnis ein, und auch die jüngste Serie war kein Quotenschlager. Zum Glück hat Hollywood zwei Erfolgsrezepte, um altersschwache Serien zu reanimieren: Ein Prequel drehen oder die Sache dem Regisseur-Produzenten J.J. Abrams übergeben; bei Star Trek entschied man sich gleich für beides. Star Trek – der Film kommt ohne Titelzusatz aus – erzählt die Vorgeschichte der Urbesatzung. Was trieben Spock, Kirk und Co., bevor sie in die Pyjamas der Sternenföderation schlüpften?
Das Drehbuch konzentriert sich ganz auf James T. Kirk (Chris Pine), den späteren Kommandanten der Enterprise, und Spock (Zachary Quinto), der dank seiner spitzen Ohren zur ikonischen Figur der Serie wurde. Spock muss den ganz auf kühle Logik fixierten Vulkaniern beweisen, dass auch er als Halbvulkanier jeglichen Gefühlen entsagen kann. Und so wird er zu einem besonders humorlosen Offizier der Föderation, an dem sich der Kadett Kirk – seinerseits ein junger Heisssporn – die Zähne ausbeissen kann. Die beiden späteren Freunde fürs Leben haben zu Beginn das Heu also nicht auf der gleichen Bühne.
Ein Notfall zwingt sie zur Zusammenarbeit: Spocks Heimatplanet wird zerstört, was dazu führt, dass der Jungfernflug der Enterprise vorverschoben wird. Im Laufe des Films vervollständigt sich natürlich die spätere Crew, und auch Leonard Nimoy, der Spock der Urserie, hat einen Auftritt und darf dank Zeitreiseparadox auf sein jüngeres Selbst treffen.
Abrams’ Film ist kurzweilig und dürfte sowohl Kenner als auch Nichteingeweihte unterhalten. Angesichts der Progressivität, der sich die Serie rühmt, offenbart der Plot allerdings eine grosse Schwäche: Star Trek ist ein reiner Bubenfilm; jenseits des Hahnenkampfs zwischen Kirk und Spock gibt es nur eine grössere weibliche Rolle, und auch Lieutenant Uhura (Zoe Saldana) ist hier wenig mehr als ein nettes Pinup-Girl. Diesbezüglich stösst Star Trek nicht in neue Galaxien vor.
Erschienen in der Basler Zeitung vom 7. Mai 2009.
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