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Auf der Suche nach dem Ausgang
The Maze Runner von Wes Ball

Thomas im Fahrstuhl

Die Ankunft

Vor der Mauer

Gegen die Wand

Thomas und Teresa

Chercher la femme

Gleich gibt's Ärger

Differenzen in der Gruppe

Ist es ein Zeichen für die Aussichtslosigkeit der Gegenwart oder vielmehr Ausdruck ungebrochenen jugendlichen Drangs nach Rebellion? Auf dem Jugendbuchmarkt erleben dystopische und post-apokalyptische Romane, in denen sich Teenager in albtraumhaften Szenerien behaupten müssen, seit einiger Zeit einen regelrechten Boom. Auch im Kino scheint der düstere Stoff anzukommen, wie der Erfolg der Hunger-Games-Reihe zeigt.

Auf den ersten Blick wirkt The Maze Runner denn auch wie ein relativ plumper Versuch, den Hunger-Games-Erfolg zu kopieren. Zu Beginn findet sich Thomas – Dylan O’Brien, bekannt aus der in den USA erfolgreichen Werwolf-Serie Teen-Wolf – in einem Fahrstuhl wieder, der ihn zu einer von hohen Mauern umgebenen Grünfläche bringt. Eine Gruppe von Jugendlichen erwartet ihn bereits. Wie Thomas wissen auch sie nicht, wo sie sind und wer sie hierher gebracht hat. Alle haben das Gedächtnis verloren und müssen sich nun in der neuen Umgebung arrangieren. Ihre einzige Hoffnung: Jeden Morgen öffnet sich in der Mauer ein Tor, das einen Zugang zu einem Labyrinth frei gibt. Hier muss es irgendwo einen Ausgang geben. Allerdings verändert sich der Irrgarten jede Nacht, was die Erkundung erschwert. In seinen Gängen lauern zudem tödliche Gefahren.

Das Rezept scheint einfach: Man nehme eine erfolgreiche Vorlage, in diesem Fall die Reihe des US-Amerikaners James Dashner, welche die gängigen Genre-Bausteine ein wenig neu arrangiert und bevölkere sie mit attraktiven Teenagern. Dashners Setting mischt Elemente aus The Hunger Games mit der Idee des wandelbaren Labyrinths, wie man es aus dem Low-Budget-Klassiker Cube kennt. Wenn die Halbwüchsigen – zu Beginn ausschliesslich junge Männer – über die richtige Strategie streiten und mit durchaus rabiaten Mitteln um die Führerschaft kämpfen, sind die Anklänge an William Goldings Klassiker Lord of the Flies ebenfalls unübersehbar. Und da mittlerweile jeder Science-Fiction-Autor, der etwas auf sich hält, gleich eine ganze Trilogie schreibt, steht im Falle eines Kassenerfolgs schon Material für Fortsetzungen bereit.

Mag sich dieses Konzept auch ein wenig reissbrettartig anhören, als Film weiss The Maze Runner über weite Strecken zu überzeugen. Regisseur Wes Ball, der bislang vor allem im Visual-Effects-Bereich tätig war, zeigt in seinem Kinoerstling gutes Gespür für Erzählrhythmus und gleitet nur selten in Teenie-Kitsch ab. Vor allem gelingt es ihm erstaunlich gut, die in verschiedener Hinsicht doch ziemlich unplausible Prämisse als glaubwürdig erscheinen zu lassen. Dem Film kommt zugute, dass die Figuren genau so wenig wissen wie die Zuschauer und entsprechend mit Andeutungen auskommen müssen. Am Ende, nachdem sich Thomas und seine Getreuen durch den Irrgarten gekämpft haben, folgt zwar die obligate Auflösung, doch noch bevor man sich über deren Absurdität ärgern kann, kommt schon der nächste Twist: Alles Lüge, erst das Sequel verspricht die richtige Antwort. Die dramaturgischen Vorteile der Trilogie.

Überlegungen zu The Maze Runner als Utopie gibt’s auf meinem Utopie-Blog.

Erschienen in der Basler Zeitung vom 16. Oktober 2014.

The Maze Runner in der Internet Movie Database.

2 Comments

  1. Mir war bisher ganz entgangen, dass der Film Auftakt zu einer Trilogie ist. Mir hätte auch ein Film über das Labyrinth gereicht, zumindest was der Trailer so versprach.
    Bin mir unsicher, ob ich die Geduld für diese Trilogie aufbringe.

    Trotzdem schöne Filmkritik!

  2. […] positiv überrascht und war kurzweiliger und weniger kitschig, als ich es erwartet hatte (siehe meine Kritik). Zudem bot er in Sachen Utopie einige interessante […]

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