Wenn eine Geschichte mit der Zerstörung der Erde beginnt, bürokratische Ausserirdische Gedichte rezitieren, die Zahl 42 alle Fragen beantwortet, und es lebenswichtig ist, immer ein Handtuch dabei zu haben, dann befinden wir uns im abgedrehten Universum von Douglas Adams’ The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy.
Wirklich zusammenfassen lässt sich die Handlung des Films eigentlich nicht, aber wir wollen es mal versuchen: Gleich zu Beginn des Films muss das Haus des Durchschnittsengländers Arthur Dent (Martin Freedman) einer Umgehungsstrasse Platz machen, doch Arthur bleibt wenig Zeit, sich darüber aufzuregen, denn schon bald muss auch die Erde ihrerseits einem intergalaktischen Highway weichen. Dank des rechtzeitigen Eingreifens seines Freundes Ford Prefect (Mos Def) schafft es Arthur gerade noch an Bord eines Vogonen-Raumschiffs, von dem aus er die Zerstörung seines Heimatplanetens mitverfolgen kann. Doch auch hier gibt es kein langes Verweilen, denn Vogonen sind, wie alle wissen, unfreundliche Zeitgenossen, die mit Trittebrettfahrern kurzen Prozess machen.
Wem dieser Auftakt schon leicht verquer erscheint, der sei gewarnt: Hitchhiker’s Guide ist eine Weltraumposse der anderen Art, die in bester Monty Python-Manier Absurdität an Absurdität reiht. Eine eigentliche Story gibt es zwar nicht, dafür jede Menge surrealer Einfälle und urkomischer Gags.
Seinen Anfang nahm die sehr britische Science Fiction-Parodie 1977 mit einem BBC-Hörspiel, es folgten Bücher – zum Schluss waren es fünf Stück –, eine Fernsehserie, ein Textadventure und so manches mehr. Der Hitchhiker’s Guide hat sich mittlerweile in so ziemlich jedem Medium manifestiert, und die Fans sind sich bis heute uneins, welche Form denn eigentlich die beste, echteste, witzigste ist, denn Adams war an allen Versionen beteiligt und immer darauf bedacht, den Geist seines surrealen Weltalltrips zwar zu bewahren, den Stoff aber immer auch ein wenig zu variieren.
Eine grosse Kinoproduktion war schon lange im Gespräch, und die Fans staunten nicht schlecht, als Adams ausgerechnet mit dem Disney-Studio handelseinig wurde. Das familienfreundliche Mäuseimperium schien eine denkbar schlechte Wahl für den subversiven Hitchhiker-Humor. Tatsächlich hatte es der Autor alles andere als einfach, seine Vorstellungen durchzusetzen, die Drehbuchentwicklung war von heftigen Streitereien begleitet, und als das Script dann endlich allerseits Zustimmung fand, erlitt Adams beim morgendlichen Fitnesstraining einen Herzinfarkt.
So ist die Kinoversion seines Bestsellers zu Adams’ Vermächtnis geworden, und man darf guten Gewissens behaupten, dass er mit dem Ergebnis zufrieden gewesen wäre, denn trotz Disney wurde der Film keine harmlos-niedliche Angelegenheit, sondern hat viel vom britischen Charme seiner Vorlage(n) bewahrt. Einige Perlen wie der negative Gottesbeweis – oder vielmehr der Beweis, dass Gott nicht existiert – mussten zwar wegfallen, viele Gags, die den Fans lieb und teuer sind, haben es aber auf die grosse Leinwand geschafft; manch Neues, das sich nur im Film realisieren lässt, wie etwa die singenden Delphine zu Beginn, ist auch dazugekommen. Insgesamt ist Hitchhiker’s Guide einer der witzigsten Filme seit langem; ein Genuss nicht nur für nur Adams-Enthusiasten und Science Fiction-Fans, sondern für alle mit Sinn für schrägen Humor.
Erschienen in der BZ vom 9. Juni 2005.
The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy in der Internet Movie Database
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