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Drum prüfe, wer sich ewig bindet
The Heartbreak Kid von Bobby und Peter Farrelly

Spätestens seit There’s Something about Marry, dem Film der Sperma mainstreamtauglich gemacht hat, gelten die Gebrüder Bobby und Peter Farrelly als Hollywoods Schmuddelkinder, denen kein Gag zu geschmacklos ist, als dass er nicht in einen Film verbraten werden könnte. Was gerne übersehen wird, ist dass die Farrellys unter der unappetitlichen Oberfläche einer naiven Romantik frönen, die sie allerdings jeweils mit viel Schleim und Fäkalien sorgsam überdecken.

Ben Stiller und Malin Akerman

So auch in The Heartbreak Kid, einem Remake des gleichnamigen Films aus dem Jahre 1972: Noch auf dem Weg in die Flitterwochen merkt Eddie – Ben Stiller, der mit grau meliertem Haar ungewohnt attraktiv wirkt –, dass seine Hochzeit mit Lila (Malin Akerman) ein grosser Fehler war. Die vermeintliche Traumfrau an seiner Seite entpuppt sich auf einmal als Borderline-Fall. – Erstaunlich, wie schnell sich die Sympathien für eine Figur ändern können. Noch eben hat der Film Lila als perfekte Partnerin Eddies eingeführt, und schon setzt die Demontage ein. Lila ist laut, dumm, hysterisch, jähzornig und im Bett geradezu gefährlich. In bester Farrelly-Manier wird hier nichts ausgelassen, Lisa kommt nur bei halsbrecherischen Stellungen auf Touren, begleitet von einer Suada von Obszönitäten. Dass Eddie von all dem vor der Hochzeit nichts gemerkt hat, mag nicht sonderlich plausibel sein, und feinfühlig oder tiefsinnig ist es schon gar nicht nicht, aber es ist erstaunlich witzig.

Im Ferienort angekommen, fliegen nicht nur die Fetzen zwischen den Jungvemählten, Eddie lernt auch die charmante Miranda (Michelle Monaghan) kennen, und schnell wird klar: Das wäre eigentlich die Frau seines Lebens. Es folgt typischer Komödienstoff: Weder darf Lila etwas von Miranda erfahren, noch weiss diese, dass Eddie bereits verheiratet ist. Es gehört zum eigenen Reiz der Farrellys, dass sie ihre geschmacklosen Scherze selbst in Szenen unterbringen, die in anderen Liebeskomödien ungebrochen idyllisch wären; etwa wenn sich Eddie und Miranda näher kommen, muss hier mindestens eine Sodomieszene mit einem Esel rein. Dieser Drang zum Geschmacklosen hat fast etwas Krankhaftes, ist in seiner Absurdität aber durchaus unterhaltsam. Und hinter all diesen pubertären Schweinereien schimmter aber doch ein ernster Kern durch. Wird die Liebe einmal durch die Ehe institutionalisiert, ist sie auch schon dahin. – Wer sagt denn, dass Romantiker guten Geschmack haben müssen?

Erschienen in der Basler Zeitung.

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