Quentin Tarantino hat sich kürzlich öffentlich darüber beschwert, dass 18-Jährige das das einzige Zielpublikum für Hollywood seien. Mit 18 Jahren ist man immerhin volljährig – der aktuelle Trend der Spielzeugverfilmung lässt die Vermutung aufkommen, dass man in den grossen Studios noch jüngere Zuschauer anpeilt.
Nach Transformers: Revenge of the Fallen ist G.I. Joe: The Rise of Cobra nun bereits der zweite Sommerblockbuster, bei dem der Spielzeughersteller Hasbro als Coproduzent fungiert. Ist das nun tatsächlich ein Anzeichen für die unaufhaltsame Infantilisierung des Kinos oder sind wir nur Zeuge wirtschaftlich motivierter Diversifizierung?
Wie auch immer die Antwort lauten mag, mit G.I. Joe hat man auf jeden Fall eine Spielzeugserie ausgewählt, die in unseren Breitengraden eher unbekannt ist. Ursprünglich waren Actionfiguren als «männliches» Gegenstück zur erfolgreichen Barbie konzipiert worden. Mit dem Verweis auf Barbie und Co. ist auch der geistige Horizont von Stephen Sommers’ Film abgesteckt: Es geht um eine supergeheime Eliteeinheit und eine noch geheimere Armee von Bösewichten, um futuristisches Kriegsgerät – was früher radioaktive Strahlen waren sind heute Nanobots – und vor allem um viel Lärm und demoliertes Mobiliar.
Wie bereits in seiner unsäglichen Horror-Pastiche Van Helsing scheint Sommers auch bei diesem Film davon überzeugt, dass mehr grundsätzlich besser ist. G.I. Joe fährt so viele grossartige Waffen und noch hinterhältigere Bösewichte auf, dass auch das kleinste bisschen Plot zerrieben wird. Eine Einheit gefühlloser Zombiesoldaten, die zu Beginn mit viel Aufwand eingeführt wird, scheint plötzlich aus dem Drehbuch zu verschwinden, die Hauptfigur Duke (Adewale Akinnuoye-Agbaje) ist auch ohne Tarnanzug so farblos wie Barbies Ken und ein besonders hinterlistiger Imitator scheint nur aufzutauchen, um dereinst eine mäglichst nahtlose Fortsetzung zu garantieren. Dafür wird kräftig bei Star Wars geplündert, sogar einen Darth-Vader-ähnlichen Schurken gibt’s.
Effektmässig wird natürlich einiges geboten – unter anderem fliegt der Eiffelturm in Stücke –, oft scheint aber der letzte digitale Schliff zu fehlen; viele Actionsequenzenz wirken trotz konstant hohem Lärmpegel eher uninspiriert Auch sonst ist der Film erschreckend blutleer; wirklich gelungene Sprüche oder Figuren, die einem ans Herz wachsen, sind echte Mangelware. – Wir sind gespannt, wann Mattel mit dem ersten Barbiefilm nachzieht.
DG.I. Joe : The Rise of Cobra in der Internet Movie Database
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