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Harry, schreib schon mal ein Drehbuch
Derrick – die Pflicht ruft von Michael Schaack

Es ist eines der grossen Mysterien des 20. Jahrhunderts, wie ausgerechnet eine stinklangweilige und vollkommen humorlose Krimiserie, deren Hauptdarsteller den Charme eines Steuerbeamten hat, zum erfolgreichsten Exportartikel der deutschen Fernsehindustrie avancieren konnte. Aber «Derrick», 25 Jahre lang im Einsatz und in über 100 Länder verkauft, trägt diesen Titel unangefochten. Als die Serie vor sechs Jahren ihr Ende fand, wurde sie flugs zum Kult erklärt, und nun gibt es sogar eine Kinofassung; gezeichnet, aber mit den Originalstimmen von Tappert und Wepper.

Das Ergebnis ist nicht ganz so dämlich wie befürchtet. Es gibt sogar ein paar ganz nette Lacher, wenn sich Stephan Derrick und sein Assistent Harry Klein daran machen, die Morde im Vorfeld des European Song Contest aufzuklären. Ein Schnulzensänger, der einige Ähnlichkeit mit Jürgen Drews aufweist, räumt rücksichtslos alle anderen Kandidaten aus dem Weg. Das wahre Drama spielt sich allerdings zwischen den beiden Gesetzeshütern ab: Harry hat endgültig genug davon, immer die zweite Geige zu spielen. Der im Film wirklich sehr kleine Klein möchte der Welt endlich mal beweisen, dass er auch was drauf hat, doch natürlich klappt das nie – egal, was Harry auch macht, am Ende ist es Derrick, der den Applaus entgegennehmen darf.

Wirklich witzig ist der Film nur dann, wenn er sich direkt über die Serie lustig macht. Wenn Derrick auch nachts in seinem Trenchcoat schläft und sich gründlich überlegt, welches Toupet er heute anziehen soll, ist das nicht unkomisch. Nur tragen solche Gags keinen ganzen Film, und der eigentliche Plot ist leider mehr als vernachlässigbar. Die Zeichnungen sind zwar ganz nett, aber eher lustlos animiert. Das Ergebnis ist somit unterhaltsamer als es die Fernsehserie je war, ein Muss ist der Film deswegen aber noch lange nicht.

Nachtrag: Derrick ist in Deutschland derart schlecht angelaufen, dass der Schweizer Verleiher vorerst darauf verzichtet, den Film hierzulande in die Kinos zu bringen. Als Hauptgrund für den ausbleibenden Erfolg gibt die Produktionsfirma an, dass das anvisierte Zielpublikum der Jugendlichen Derrick gar nicht mehr kennen würde.

Derrick – die Pflich ruft in der Internet Movie Database

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