Als Justin (Ralph Fiennes) seine Frau Tessa (Rachel Weisz) am Anfang von The Constant Gardener zum Flugzeug begleitet, fühlen wir bereits, dass Ungemach im Anzug ist – und tatsächlich: Kurz darauf wird die Leiche von Tessa in einem abgelegenen Winkel Kenias gefunden, angeblich ermordet von Banditen. Für den Diplomaten Justin, dieser Verkörperung britischen Understatements, bricht eine Welt zusammen, und zum ersten Mal legt er seine Zurückhaltung ab und beginnt zu recherchieren, was tatsächlich hinter Tod dem seiner Frau steckt.
Tessa, eine heissblütige Idealistin, war den üblen Machenschaften westlicher Pharmakonzerne auf der Spur, die in Kenia fragwürdige Versuche durchführen. Aber war das wirklich der Grund für ihren Tod? Und was ist mit den Gerüchten, dass sie Justin betrogen haben soll? Während Justin immer tiefer in ein Geflecht von Proftigier, Korruption und Morden vordringt, erzählt der Film in Rückblenden die Geschichte ihrer Ehe, die von Anfang die heikle Verbindung zweier Gegensätze war und immer mehr in die Krise schlitterte.
Regie bei Constant Gardener führt Fernando Meirelles, der damit nach seinem vielbeachteten Cidade de Deus den Sprung in die internationale A-Klasse geschafft hat und dessen „Drittweltblick“ Authentizität garantieren soll. Der Regisseur zeigt in der Tat viel Gespür für seine Schauplätze; das Elend Kenias dient nicht nur als malerische Kulisse, vielmehr wird das aufrichtige Engagement für ein geschundenes Land spürbar. Die Sorgfalt zeigt sich auch im Detail: Bei einer kurzen Szene in Berlin sprechen die Schauspieler sehr hollywoodunüblich korrektes Deutsch.
Constant Gardener, basierend auf einem Roman von John le Carré, will vieles gleichzeitig sein: ein Film über Elend und Schönheit eines vom Westen konsequent ausgebeuteten Kontinents, Thriller, Liebesgeschichte, Ehedrama und Aufklärungsstück. Leider kann der Film seinen Anspruch nur begrenzt einlösen, denn der Plot erweist sich als ziemlich abgestandener und insgesamt nur mässig plausibler Verschwörungsreisser. Zudem übertreibt es Meirelles deutlich mit den Flashbacks und anderen formalen Mätzchen. Vielleicht braucht es ja derartige Zugeständnisse an den Mainstream, um in Hollywood Afrika thematisieren zu können, der Film verschenkt damit aber viel von seinem Potential.
Leider hält einen der Film viel zu sehr auf Distanz. An der Geschichte selbst kann es nicht liegen, dennoch ist es so, dass man sich intellektuell durchaus auf die Geschichte einlässt, aber kaum wirklich Betroffenheit spürt. Man glaubt fast, die Handlung spiele in einer lange zurückliegenden Zeit und alles ist seither vergangen und vergessen.
Schade. Meirelles kann eindeutig mehr. Ralph Fiennes halte ich hier für eine weniger geeignete Besetzung. Er wirkt in allen Phasen der Story immer gleich gequält, als wüsste er die ganze Zeit schon welches Schicksal auf ihn zukommt. Wusste er ja auch, wenn er das Script gelesen hat. Vielleicht sollte man sich nochmal das Vorgehen von Monte Helmann überlegen, der bei den Dreharbeiten von Two-Lane Blacktop seinen Darstellern immer nur so viel des Scripts zu lesen gab, wie sie für den aktuellen Drehtag auch brauchten – etwas das den Hauptdarsteller James Taylor allerdings gewaltig angegurkt hatte…