Robert Hanssen war einer der spektakulärsten Spionagefälle in der Geschichte der USA. Mehr als zwanzig Jahre lang verkaufte er Informationen an die Sowjetunion und später an Russland, bis er 2001 entlarvt wurde. Seither sitzt er eine lebenslange Haft in einer Einzelzelle ab. Breach erzählt die Geschichte der Entlarvung Hanssens nun nicht aus dessen Sicht, sondern aus der des angehenden Agenten Eric (Ryan Phillippe). Dieser fungiert als ahnungsloser Lockvogel. Sein Auftrag ist es, Hanssen dabei zu überführen, wie er private Sexvideos per Internet verhökert. Dass im Hintergrund eine ganzes Bataillon hinter Hanssen her ist, ja dass man sogar eine fiktive Abteilung geschaffen hat, bloss um den Maulwurf zu beschäftigen, ahnt Eric zu Beginn nicht.
Hanssen scheint anfangs auch so gar nicht dem Bild des Verräters zu entsprechen. Er ist ein ruppiger Kerl vom alten Schlag, dem Karriere nichts und Pflichterfüllung alles bedeutet. Doch nicht nur das, Hanssen ist zudem stockkonservativ und zutiefst religiös, und als er erfährt, dass Eric ebenfalls katholisch ist, drängt er sich geradezu in dessen Privatleben, um auch dessen Freundin zum rechten Glauben zu bekehren.
Regisseur und Drehbuchautor Billy Ray hat für Breach eine ungewöhnliche Ausgangslage gewählt. Weder geht es in dem Film darum, ob Hanssen tatsächlich ein Doppelagent ist, noch darum, ob er gefasst wird. Beides ist von Beginn an klar. Breach bezieht seinen Reiz vielmehr daraus, dass der Zuschauer im Gegensatz zu Eric von Anfang an weiss, dass alles, was man Hanssen vorwirft, wahr ist. Damit fokussiert der Film ganz auf die Frage, ob der rätselhafte Mann doch noch durchschaubar wird.
Mit dieser extremen Konzentration auf eine Figur geht der Film ein beträchtliches Risiko ein, denn alles steht und fällt mit einem Darsteller. Dem Vernehmen nach war Harrison Ford kurz im Gespräch für die Rolle Hanssens, und man kann nur dankbar sein, dass hier für einmal Können mehr zählte als Starruhm. So ging die Rolle an Chris Cooper, einen der ewigen Nebendarsteller Hollywoods, der hier umso mehr brillieren darf. Cooper macht Breach zum Ereignis, er lässt diese scheinbar so prinzipientreue Figur in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit lebendig werden.
Der Film lebt ganz vom Aufeinanderprallen der beiden Hauptfiguren, der eigentliche Thrillerplot fällt dagegen ein wenig ab und wirkt auch nicht immer sonderlich glaubwürdig. Doch verzeiht man das gerne, denn Cooper alleine hebt Breach weit über den Durchschnitt.
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