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Ein Zeichen im Kornfeld
Signs von M. Night Shyamalan

Nehmen wir mal an, Sie sind ein intergalaktischer Weltraumgeneral; irgendwo, weit weg, am anderen Ende der Milchstrasse. Eines Tages bekommen Sie nun den Auftrag, mit Ihren Einheiten die Erde zu überfallen. Warum Sie das tun sollen, wissen Sie zwar nicht so genau – denn was kann es auf diesem kleinen lausigen Planeten schon geben, was eine derart aufwendige Aktion rechtfertigen würde? –, aber schliesslich sind Sie ja General und die höheren Weihen der Weltraumpolitik waren nie Ihre Stärke. Sie fliegen nun also mit Ihrem ultramodernen Überlichtgeschwader los Richtung Erde, merken aber kurz vor dem Ziel, dass Ihr Adjudant gepfuscht hat. Statt einer Karte der Erde hat er irrtümlicherweise die Strickmuster seiner Tante Aurelie eingepackt. Da stehen Sie dann also kurz vor der Invasion, haben aber keine brauchbaren Karten zu Ihrem Einsatzgebiet. Kein Problem, schliesslich
waren Sie als Kind bei den kleinen Sternenpfadfindern und wissen sich deshalb in solchen Situationen zu helfen. Sie schicken ganz einfach Spähtrupps los, die visuelle Markierungen in Maisfeldern anbringen, anhand derer sich Ihre Navigatoren dann orientieren können. Sehr clever ausgedacht! Doch leider beginnt der Ärger jetzt erst richtig. Niemand von diesen faulen Büromutanten im Hauptquartier hat Ihnen gesagt, dass es auf der Erde Wasser gibt. Und jetzt stehen Sie ohne Schutzanzüge da, dem gefährlichen Nass schutzlos ausgeliefert. Doch nicht nur das, diese fiesen Erdlinge verfügen ausserdem noch über eine ganz hinterhältige Waffe, von der Sie noch nie gehört haben. Sie nennt sich “Holztüre”,
und einmal verschlossen, stehen ihre tapferen Kämpen ganz schutz- und hilflos da. Es ist wirklich ein Jammer: die ganze schöne Invasion für nichts und wieder nichts, und zu Hause wartet sicher schon das galaktische Militärgericht.

Wem diese kleine Geschichte irgendwie seltsam ungereimt und unlogisch vorkommt – und das dürfte für die meisten denkenden Menschen gelten –, kann auf Signs, den neuesten Streifen von M. Night Shyamalan
getrost verzichten. Die Geschichte vom gebeutelten Weltraumgeneral bildet zwar nur den Hintergrund des eigentlichen Filmgeschehens, haarsträubender Unsinn ist sie aber dennoch. Und der Film selbst ist leider keinen Deut besser.

Shyamalan, seit seinem Überraschungserfolg The Sixth Sense Hollywoods Experte fürs Mysteriöse und Übernatürliche, erzählt
in erster Linie nicht von den Kornkreisen und ihren Schöpfern, sondern
von den Seelenqualen von Graham Hess (Mel Gibson) und seiner Familie. Seit Grahams Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, hat der einstige Pater seinen Glauben verloren und lebt nun mit seiner Familie in sündiger Gottlosigkeit. Da trifft es sich gut, dass auf seinem Feld eines Nachts Kornkreise auftauchen. Denn was der ungläubige Thomas zu Beginn für den Jux einiger Halbwüchsiger hält, ist nicht weniger als ein erstes Vorzeichen auf die kommende Invasion. Doch da sieh Gott vor! Der Allmächtige hat anscheinend auch ein Hühnlein mit der ausserirdischen Brut zu rupfen, denn er steht seinen verirrten Schäfchen im Moment ihrer grössten Not bei. So viel Hilfsbereitschaft will natürlich auch entgolten werden, und so kehrt der abtrünnige Priester am Schluss denn wieder zu seiner Herde zurück.

Shyamalan hat in seinem Drehbuch alles Mögliche irgendwie Übernatürlich und Mysteriöse zusammengeworfen, herausgekommen ist himmelschreiender, in seiner offensichtlichen Blödheit geradezu beleidigender Unsinn. Dabei sind einzelne Szenen durchaus gelungen. Das erste schemenhafte Auftauchen der Invasoren im Kornfeld ist sehr gekonnt inszeniert, und die ausserirdische Belagerung des Hesschen Anwesens hat auch manch spannenden Moment. Diese vereinzelten Glanzlichter können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung von Signs auch den anspruchslosesten Zuschauer enttäuschen muss. Kommt hinzu, dass die Schauspieler alles andere als auf der Höhe ihres Könnens sind. Mel Gibson ist sicher kein grosser Mime, hat aber schon manche grundsolide Darstellung gegeben; als um seinen Glauben ringenden Pfarrer wirkt er aber nur lächerlich. Dasselbe gilt leider auch für Joaquin Phoenix, der mal zu den hoffnungsvollsten Talenten seiner Generation zählte, in diesem Film aber ziemlich neben den Schuhen steht.

Ich frage mich manchmal, was ausserirdische Archäologen, die dereinst mal die Überreste unseres Planeten nach Spuren der menschlichen Zivilisation abgrasen, finden werden und welche Schlüsse sie dann daraus ziehen. Vielleicht finden sie nur ein paar verwackelte Ferienphotos, vielleicht eine Shakespeare-Gesamtausgabe oder möglicherweise die Coco Cola-Rezeptur – die ist ja bekanntlich besonders gut geschützt. Hoffen wir bloss, dass Signs bis dahin längst verrottet ist. Der Film würde ein zu schlechtes Licht auf unsere Spezies werfen.

Signs in der Internet Movie Database

Ein Kommentar

  1. Mario Monaro Mario Monaro

    M. Night Shyamalan ist ein filmischer Scharlatan. Obwohl er visuell durchaus etwas zu bieten hat und seine Schauspielerführung solide ist, hapert es meist eklatant an seinen Geschichten. Schade eigentlich.

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