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Schwarz und Weiss
Black Book von Paul Verhoeven

Clarice van Houten
Clarice van Houten

Ein subtiler Regisseur ist Paul Verhoeven nie gewesen. Er mag die harten Kontraste, die grellen Effekte. Im besten Fall – etwa der Science-Fiction-Satire Starship Troopers – führt dies zu subversiven Meisterwerken, im schlechtesten – hier wäre Showgirls zu nennen – zu bodenlosem Unsinn. Auch in Black Book nimmt sich Verhoeven standesgemäss einen kontroversen Stoff vor und versucht nicht weniger, als den Mythos des holländischen Widerstands zu zertrümmern.

Hauptfigur ist die jüdische Sängerin Rachel (Carice van Houten); nachdem sie nur um Haaresbreite einem deutschen Hinterhalt entkommen ist, schliesst sie sich den Untergrundskämpfern an und willigt ein, als Spionin bei den Deutschen zu arbeiten. Erfolgreich macht sie sich an einen SS-Offizier (Sebastian Koch) ran, muss aber schon bald einsehen, dass die Fronten weit weniger klar sind, als sie gemeint hat. Nicht nur entpuppt sich der vermeintliche Schlächter als liebenswerte Person, auch in den Reihen des Widerstands spielt mancher ein doppeltes Spiel. Kollaborateure und Kriegsgewinnler überall, und als der Krieg zu Ende ist, behandeln auch die Holländer ihre Gefangenen alles andere als human.

Als filmische Mythendemontage wäre das durchaus reizvoll, doch Verhoeven wird mit seinem Thema gleich in mehrfacher Hinsicht nicht fertig. Black Book soll spannend sein, ein Thriller; doch es dauert einfach zu lang, bis die Geschichte recht in Fahrt kommt. Und als der Film dann mal einigermassen fliesst, verwickelt sich der Plot in derart viele Verschwörungen und Gegenverschwörungen, dass der Zuschauer schnell die Übersicht verliert.

Dass Verhoeven was von Thriller versteht, hat er in Basic Instinct ja bereits bewiesen. Allerdings war dieser Film reines Genrehandwerk, ein raffiniert gebautes Kunstprodukt ohne Anspruch auf Tiefe. In Black Book dagegen soll es auch darum gehen, ein differenziertes, ehrlicheres Bild der Rolle Hollands im Zweiten Weltkrieg zu zeichnen, und dieser Anspruch kollidiert frontal mit Verhoevens Effekt-Dramaturgie. Immer muss da was Aufregendes geschehen, jede Szene wird wenn immer möglich mit einem Knaller beendet. Das soll den Zuschauer wohl auf Trab halten, wirkt aber vor allem ermüdend und lenkt auch vom eigentlichen Kern des Filmes ab, der Frage, auf wessen Seite Rachel eigentlich steht. Dieser moralische Konflikt wird aber kaum ausgespielt und wirkt am Ende genau so diffus wie die auf Thriller getrimmte Handlung.

Black Book in der Internet Movie Database

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