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Ironischer Iron Man
Iron Man 2 von Jon Favreau

Robert Downey Jr.

Robert Downey Jr. macht eine Donut-Pause

Auch Gwyneth Paltrow ist wieder mit von der Partie

Auch Gwyneth Paltrow ist wieder mit von der Partie

Mickey Rourke im Second-Hand-Iron-Man-Anzug

Mickey Rourke im Second-Hand-Iron-Man-Anzug

Scarlett Johansson darf ebenfalls nicht fehlen

Scarlett Johansson darf ebenfalls nicht fehlen

Dann wäre da noch Samuel L. Jackson

Dann wäre da noch Samuel L. Jackson

Und selbst Regisseur Jon Favreau hat eine Rolle

Und selbst Regisseur Jon Favreau hat eine Rolle

Die Geschichtsschreibung des modernen Superheldenfilms setzt 1989 mit Tim Burtons Batman ein. Der Film hievte das Superheldengenre in die Blockbuster-Liga und läutete in Hollywood eine neue – noch penetrantere – Ära des Merchandisings ein. Die Regelmässigkeit, mit der seither jedes Jahr neue – oder vielmehr: neu aufgemachte alte – Superhelden auf der Leinwand für Recht und Ordnung sorgen, könnte zur Annahme verleiten, dass dieses Genre besonders einfach zu beherrschen sei. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.

Bei aller Ähnlichkeit ist ein Comic doch weit mehr als bloss ein Storyboard eines fertigen Films. Der grundsätzliche Unterschied der beiden Medien liegt in der zeichnerischen Stilisierung, und es ist just seine fotografische Qualität, die dem Superheldenfilm oft in die Quere kommt: Helden in Strampelanzügen, die sich im Comic nahtlos in den knallbunten Hintergrund einfügen, wirken im Film schnell lächerlich. Der Superheldenfilm muss ständig den Widerspruch zwischen dem zumindest behaupteten Realismus des filmischen Bildes und der offensichtlichen hirnrissigen Handlung überbrücken.

Dieser Spagat vollzieht sich einerseits auf der Ebene der Spezialeffekte, die verblüffen und überwältigen, zugleich aber auch überzeugend wirken sollen. Vor allem aber muss der Widerspruch von den Figuren gemeistert werden, die glaubhaft die übermenschlich-menschliche Doppelnatur zu verkörpern haben. Somit sind Superheldenfilme nicht zuletzt auch Schauspieler-Filme, und dass Iron Man, dessen Fortsetzung nun in die Kinos kommt, einer der unterhaltsamsten Vertreter des Genres überhaupt war, lag zu einem beträchtlichen Teil an seinem Hauptdarsteller Robert Downey Jr. Dieser hat sein Image nach diversen Skandalen konsequent auf das des ironischen Schlitzohrs ausgerichtet, was sich für die Rolle des stinkreichen Industriellen Tony Stark, der dank Spezialanzug und Reaktor in der Brust zum unbesiegbaren Eisenmann mutierte, als ideal erwies. Downey hat sich die Widersprüchlichkeit der Comicverfilmung gewissermassen bereits einverleibt und ist immer zugleich hervorragender Schauspieler und überzeichnete Karikatur.

Inszenierte Regisseur Jon Favreau den ersten Teil noch als Bildungsroman, an dessen Ende sich Stark nicht nur endgültig dem Kampf für das Gute verschreibt, sondern auch seine geheime Identität preisgibt, wird in Iron Man 2 nie recht klar, welche Geschichte erzählt werden soll. Zu Beginn muss sich Stark noch gegen öffentliche Ansprüche zur Wehr setzen, denn dem Pentagon missfällt dessen «Privatisierung des Weltfriedens». Parallel dazu versuchen verschiedene Parteien, das Geheimnis von Starks Kampfanzug in ihren Besitz zu bringen respektive diesen noch zu übertrumpfen. Daneben operiert ausserdem noch eine supergeheime Superheldenorganisation, die fleissig die Grundlage für weitere Fortsetzungen legt. Die Comicschmiede Marvel, die bei Iron Man 2 zum dritten Mal als alleinige Produzentin agiert, ist sich gewohnt, in grossen Zyklen zu denken und bereitet bereits den Film The Avengers vor, in dem Iron Man und Hulk an der Seite von Thor und Captain America kämpfen werden. Die ersten beiden Figuren wurden mittlerweile erfolgreich lanciert, Filme mit den Letzteren sind in Vorbereitung.

Diese Bindegliedfunktion sieht man Iron Man 2 leider an. Nach wie vor gibt es zahlreiche witzige Einzelszenen, doch insgesamt fehlt es an Zug, werden zu viele Figuren eingeführt und zu viele Geschichten angerissen. Man vermisst einen eigentlichen Handlungsbogen, und dieses Manko kann auch Downey Jr. nicht überbrücken.

Iron Man 2 in der Internet Movie Database

Erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung vom 6. Mai 2010.

3 Comments

  1. > “Nach wie vor gibt es zahl­rei­che wit­zi­ge Ein­zel­sze­nen, doch ins­ge­samt > fehlt es an Zug, wer­den zu viele Fi­gu­ren ein­ge­führt und zu viele
    > Geschich­ten an­ge­ris­sen. Man ver­misst einen ei­gent­li­chen Hand­lungs­bo­gen.”

    Dieses Fazit passt zu vielen Blockbuster-Produkten, speziell aus dem “Franchise-Universum” (Terminator 4, G.I. Joe, Transformers etc. etc.), die mir persönlich die Lust am Science Fiction-Kino verleiden. Effekte und ein paar Gags bringen mich nicht ins Kino. Ich bin mir nicht sicher, ob es “Iron Man 2” überhaupt wert ist, in der NZZ rezensiert zu werden. Einen Nutzwert hat ihre Besprechung: Ich weiß, warum ich mir diesen Film nicht anschauen werde.

  2. Dieses Fazit passt zu vielen Blockbuster-​Produkten, speziell aus dem “Franchise-​Universum” (Ter­minator 4, G.I. Joe, Transformers etc. etc.)

    Von Filmen wie «G.I. Joe» oder «Transformers» ist «Iron Man 2» dann glücklicherweise doch ein gutes Stück entfernt …

  3. > Von Fil­men wie «G.I. Joe» oder «Trans­for­mers» ist «Iron Man 2» dann
    > glück­li­cher­wei­se doch ein gutes Stück ent­fernt …

    Da gebe ich Ihnen gerne recht. Verfilmtes Spielzeug setzt in diesen Fällen einen verlässlichen unteren Standard. Wer weiß, was uns da noch erwartet? Für eine Verfilmung von Star Wars-Lego gibt es ja bereits erste Ansätze auf YouTube zu bestaunen. Und wann Barbie den Weltraum erobert, ist vermutlich auch nur eine Frage der Zeit.

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