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Bei Mausklick Mord
Untraceable von Gregory Hoblit

Untraceable

Der Film zur aktuellen Debatte: Während man in Deutschland zum grossen digitalen Lauschangriff aufrüstet, hat der Bundesrat kürzlich entschieden, dass die Schweiz keine gesonderten Cybergesetze braucht. Wer diesen Entscheid für verfehlt hält, kriegt von Untraceable vielleicht neue Argumente.

Hauptfigur ist die alleinerziehende Jennifer Marsh (Diane Lane), ihres Zeichens Agentin in der Cybercrime-Einheit des FBI. Zumindest hier ist der digitale Überwachungsstaat bereits Realität: Die Cyberbullen stöbern ungeniert und ungestört im Privatleben ihrer Mitbürger, und wie sich schnell zeigt, ist das auch bitter nötig; denn zwischen Kinderpornographie und Kreditkartenbetrug stossen Jennifer und ihre Kollegen auf die Website killwithme.com, auf der Menschen live umgebracht werden. Der kranke Clou dabei: je mehr Surfer sich einloggen, umso schneller stirbt das Opfer.

Mit Untraceable ist der Serial-Killer-Film im YouTube-Zeitalter angekommen. Tatsächlich   bedient sich der Killer so ziemlich aller Webdienste, die momentan angesagt sind: Ein Opfer wird über eine Tauschbörse angelockt und einem Mitarbeiter von Jennifer wird eine Dating-Site zum Verhängnis. Und natürlich sind auch Kinder im Web bedroht: das scheinbar harmlose Pferdespiel, das sich das Töchterchen runterlädt, entpuppt sich im wahrsten Sinne des Wortes als Trojaner. Damit wäre auch schon des Wesentliche über Gregory Hoblits Film gesagt, denn ausser der trendigen Hilfsmittel, derer sich der Killer hier bedient, hat der Film kaum Neues zu bieten und folgt nur allzu bekannten Mustern. Wieder haben wir es mit einem hoch intelligenten Sadisten zu tun, der seine Taten minutiös plant und dessen Hinrichtungsmethoden immer ausgefallener und unappetitlicher werden. Und natürlich kommen sich Cop und Killer immer näher, wird die Ermittlung für Jennier zur persönlichen Angelegenheit, bis sie – auch das ist keine Überraschung – am Schluss selbst zur Attraktion von killwithme.com wird.

Untraceable versucht also ziemlich uninspiriert, ein altes Rezept modisch neu rauszuputzen, dabei darf auch der erhobene Zeigefinger nicht fehlen: Denn der Killer ist nicht einfach ein sadistischer Psychopath, sondern ein Moralist, der der Menschheit mit aller Brutalität den eigenen, im Zeitalter des Internets ausser Kontrolle geratenen Voyeurismus vorführt. Sprach’s und machte sich daran, das nächste Opfer kameragerecht abzumurksen.

Untraceable in der Internet Movie Database

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