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Horch, was kommt von draussen rein
The Strangers von Bryan Bertino

Ein junges Paar kommt von einem Fest nach Hause, und offensichtlich ist nicht alles so gelaufen, wie es sich die beiden vorgestellt haben: Doch bevor es zum psychologischen Drama kommen kann, poltert es draussen laut gegen die Tür, und das Paar erschrickt gehörig – und mit ihnen die Zuschauer.

Der Plot von The Strangers ist aufs Minimum reduziert: Für den Rest des Films werden sich Kristen (Liv Tyler) und James (Scott Speedman) gegen die drei namen- und gesichtslosen Angreifer zur Wehr setzen. Was die Unholde antreibt, bleibt bis zum Schluss offen. Sie sind gesichtslose Personifizierungen des Bösen, die ohne ersichtlichen Grund zwei Menschen terrorisieren.

Die drei Übeltäter

Die Geschichte von The Strangers mag an Einfachheit kaum zu überbieten sein, doch in den Händen eines begabten Regisseurs kann gerade eine so simple Ausgangslagen eine ungeahnte filmische Wirkung entfalten. Man denke etwa an Steven Spielbergs Erstling Duel, in dem ein Autofahrer einen Film lang einen tödlichen Kampf mit einem LKW austrägt. Der Vergleich mit Duel ist ohnehin nicht ganz verkehrt, denn wie weiland Spielberg  zeigt sich auch Regisseur und Drehbuchautor Bryan Bertino in seinem Debüt als aufmerksamer Schüler, der seine Vorbilder genau studiert hat. Da steht Kristen beispielsweise in der Küche, den Blick ins Publikum, und im Hintergrund sehen wir unscharf die Papiersackfratze eines Peinigers. Ein Umschnitt auf eine Nahaufnahme, und jetzt müsste eigentlich der Angriff kommen – doch es geschieht nichts. Wieder ein Umschnitt in die Halbtotale und der Mann mit der Maske ist weg. – Das ist filmischer Suspense in seiner reinsten Form, inszeniert mit einem bemerkenswerten Gespür für Timing.

Dass sich The Strangers aller handwerklicher Qualitäten zum Trotz am Ende als eigentliches Ärgernis entpuppt, hängt mit einem seltsamen Widerspruch zusammen: Der Film will gleichzeitig zu viel und zu wenig. Einerseits geschieht den ganzen Film durch lang tatsächlich nichts anderes als das ständige Spiel zwischen Distanz und Nähe: jetzt ist der Einbrecher  noch da, gleich darauf ist er wieder weg. Zugleich verleugnet der Film aber sein Wesen als reines Genrewerk; am Anfang informiert eine Einblendung darüber, dass in den USA pro Jahr um die 1,4 Millionen Gewaltverbrechen begangen werden. Damit soll wohl suggeriert werden, dass die Geschichte von The Strangers irgendwie relevant ist. Und als ginge es darum, die Absurdität dieser Behauptung noch zu unterstreichen, verfällt der Film zum Schluss dann noch auf plumpste Schock-Effekte und stellt sich damit selbst bloss.

The Strangers in der Internet Movie Database

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