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Nur wenige sind perfekt
Seres Queridos von Teresa de Pelegri und Dominic Harari

„Nobody’s perfect“ – Es dürfte kaum einen bekannteren Schlusssatz in der Filmgeschichte geben, sicher gibt es kein berühmteres Komödienende. Wenn heute jemand diesen Satz aus Billy Wilders Some Like It Hot als Schlusspointe einer Komödie verwendet – und sei es auch nur in spanischer Übersetzung –, dann setzt er die Messlatte sehr hoch. Seres Queridos tut das und verfehlt die Vorgabe leider klar.

Es ist Freitagabend, Gloria (Norma Aleandro) will ihrer Familie ihren Verlobten Rafi (Guillermo Toledo) vorstellen; eine bekannte, nicht sehr angenehme Situation, die hier zusätzlich verschärft wird: Gloria ist Jüdin, Rafi Palästinenser. Im Elternhaus stösst diese Enthüllung naturgemäss auf wenig Begeisterung. Man ist ja liberal und weltoffen und keineswegs rassistisch, aber muss es denn ausgerechnet ein Palästinenser sein?

Gute Komödien haben immer einen tragischen Hintergrund, diese Regel hat das Regie-Ehepaar Teresa de Pelegri und Dominic Hariri beherzigt und mit dem Nahostkonflikt ein wahrlich nicht sehr erheiterndes Thema für ihren Film gefunden. Die Idee ist also vielversprechnd und der Auftakt des Filmes auch gelungen: Während Rafi noch versucht, sich irgendwie zwischen der dominanten Mutter, dem blinden, vom Unabhängigkeitskrieg schwärmendem Grossvater, der nymphomanischen Schwester und dem religiös-bekehrten Bruder durchzuschlängeln, fällt ihm ein Topf gefrorener Suppe aus dem Fenster und erschlägt einen Passanten. Das Chaos ist perfekt, denn nun müssen Gloria und Rafi nicht nur die Familie beruhigen, sondern sich auch noch eines (vermeintlich) Toten entledigen.

Nach diesem schwungvollen Einstieg kommt der Film leider aus dem Tritt; zwar ist man nach wie vor um Tempo bemüht, aber die Story rechtfertigt die ständige Hektik eigentlich nicht, zudem werden einige offensichtliche Gags umständlich in die Länge gezogen. Manches ist auch einfach missglückt, so etwa die Episode, in der Glorias Vater mit Amnesie bei einer Prostituierten landet und diese für seine Frau hält. Das ist schon von der Grundidee her nicht besonders witzig und wird eher peinlich umgesetzt. Das eigentliche Problem von Seres Queridos ist das Fehlen einer Geschichte, die die wirklich witzige Ausgangsituation irgendwie weiterführt. Der Film schöpft das Potential seines Stoffes leider gar nicht aus. Das Ergebnis ist kein zweiter Some Like It Hot, sondern ein etwas zu gut gemeintes, zu wenig spritziges Komödchen.

Erschienen auf cineman.ch.

Seres Queridos in der Internet Movie Database

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