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Robocop Reloaded
Robocop von José Padilha

Dein Freund und Helfer

Mässig gemütlich.

Samuel L. Jacskson auf patriotischer Mission.

Nach der letztjährigen Neuauflage von Total Recall erscheint mit Robocop bereits das zweite Remake eines Science-Fiction-Films von Paul Verhoeven. Die Geschichte des Cyborg-Polizisten war 1987 die erste US-Produktion des Holländers und brachte ihm den Durchbruch in Hollywood. Seither ist Robocop so etwas wie der kleine Bruder des Terminators – eine ikonische Figur, die es trotz einigem Erfolg und diversen Ablegern nie zum ganz grossen Blockbuster gebracht hat. Dazu war Verhoevens Film wohl von Anfang an zu dreckig, zu schwarz in seinem Humor und schlicht zu brutal. Doch gerade in seinem Zynismus lag der Reiz von Robocop. Verhoeven liess seine Mensch-Maschine durch ein desolates Detroit marschieren, in dem Gewalt und Korruption an der Tagesordnung sind. Und obwohl die Bösen am Ende dran glauben mussten – ein echtes Happyend gab es für den Protagonisten nicht.

Fast 30 Jahre später folgt nun das Remake, das mit einem Budget von 130 Millionen zwar im Hollywood-Mittelfeld angesiedelt ist, damit aber dennoch in einer ganz anderen Liga spielt als der Urfilm. Im Zentrum steht wieder der Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman), dessen Überreste nach einem missglückten Einsatz mittels Robotertechnologie gehörig aufgepimpt werden, wobei der für das Projekt verantwortliche Technologiekonzern OmniCorp keineswegs aus uneigennützigen Motiven agiert.

Gegenüber Verhoevens Version hat Drehbuchautor Joshua Zetumer eine entscheidende Änderung vorgenommen: Robocop weiss nun von Anfang an, wer er einst war, und ist über seine neue Gestalt alles andere als glücklich. Diese Konstellation rückt nicht nur das Innenleben der Figur ins Zentrum, sondern gibt der Geschichte eine ganz neue Dynamik, was ihr durchaus gut tut.

Überhaupt schlägt sich das Update über weite Strecken sehr wacker: Begonnen beim Prolog, der einen gescheiterten Roboter-Einsatz der US-Armee in Teheran zeigt, über diverse Anspielungen auf Drohnen- und Überwachungsprogramme bis zu den eingeschobenen Schnipseln aus der News-Sendung des hemmungslos propagandistischen Nachrichtensprechers Pat Novak (Samuel L. Jackson) – die Bezüge auf die aktuelle US-Politik sind nicht subtil, aber durchaus effektiv. Selbst die Frage des freien Willens wird verhandelt: Auf Wunsch des skrupellosen Omnicorp-CEO (Michael Keaton) wird Murphy so umprogrammiert, dass bei Einsätzen nicht mehr er selbst, sondern eine weitaus effizientere Software entscheidet. In Murphys Gehirn wird aber die Illusion erzeugt, dass er aus eigenem Antrieb handelt. Glaubt man der Neuropsychologie, vollzieht sich die menschliche Willensbildung in ganz ähnlicher Weise.

Dass das Hollywood-Debüt des brasilianischen Regisseurs José Padilha trotz manchem bissigen Seitenhieb einiges harmloser wirkt als das Original, liegt vor allem an seiner geschleckten Ästhetik. Vom heruntergekommenen Detroit Verhoevens ist Padilha weit entfernt. Wer einen Abgesang auf die US-Autometropole sehen will, ist mit Jim Jarmuschs morbidem Only Lovers Left Alive besser bedient.

Erschienen in der Basler Zeitung vom 6. Februar 2014.

Robocop in der Internet Movie Database.

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