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So eine Jugend ist hart
Mein Name ist Eugen von Michael Steiner

Mein Name ist Eugen gehört zu einer normalen Deutschschweizer Kindheit wie Mani Matter und Himbeersirup. Seit Klaus Schädelins Buch 1955 erschienen ist, hat es sich gut 200’000mal verkauft, nun wurde der Kinderbuchklassiker erstmals verfilmt. Anders als bei anderen unlängst verfilmten Kinderbüchern wie Heidi und Pünktchen und Anton hat man bei Mein Name ist Eugen auf eine Aktualisierung verzichtet, der Film spielt, ein paar Jahre später als das Buch, in den früher 1960ern. Der Entscheid, die Epoche beizubehalten, war sicher richtig, denn der eher biedere Humor des Buches hätte sich kaum vernünftig in die Gegenwart verpflanzen lassen: So konnten die Lausbubengeschichten weitgehend unverändert aus der Vorlage übernommmen werden. Die Vorlagentreue hatte allerdings auch zur Folge, dass der Film für Schweizer Verhältnisse sehr aufwendig geriet, mussten doch ein überzeugendes Nachkriegsbern, die Gotthardbahn und andere bekannte Schauplätze herbeigezaubert werden; manchmal musste da auch der Computer nachhelfen, was nicht immer ganz gelungen aussieht.

Den eher episodischen Charakter der Vorlage hat man geschickt gestrafft, Rahmen des Films bildet die Suche Eugens, Wrigleys, Eduards und Baschtelis nach Fritzli Bühler (Beat Schlatter), dem legendären König der Lausbuben, der im fernen Zürich lebt. Die bekanntesten Szenen hat man freilich beibehalten; die Sirupkatastrophe im Zug ist ebenso im Film wie die kugellagerfressenden Hühner, und natürlich darf auch nicht fehlen, wie Wrigley im Landesmuseum in einem Helm steckenbleibt.

Filme mit Kindern in der Hauptrolle sind oft eine heikle Sache, Eugen kann man diesbezüglich nur Komplimente machen: Die vier Hauptdarsteller sind ganz hervorragend, über die Schwierigkeiten, den ganzen Film hindurch ein überzeugendes Berndeutsch durchzuhalten, sieht man da gerne hinweg; das übrige Ensemble liest sich ohnehin wie ein ein Who is Who des Schweizer Films: Mike Müller, Patrick Frey, Sabina Schneebeli und – in kleinen und Kleinstrollen – Stephanie Glaser, Victor Giaccobo, Nella Martinetti und César Keiser. Viele bekannte Gesichter, die im Füdlibürgermilieu des Films gut aufgehoben sind.

Demgegenüber ist die Regie nicht immer ganz auf der Höhe: Regisseur Michael Steiner verwechselt oft lustig mit laut und dreht viel zu sehr auf, wenn er eine besonders witzige Pointe anpeilt. Der Film kriegt während seinen vermeintlichen Höhepunkten eine unnötig hysterische Note, das Lachen wird dann regelrecht erzwungen. Dass es ohne derartiges Powerplay geht, beweisen die ruhigeren Momente: Sobald sich Eugen ein wenig zurücknimmt und nicht das ganz grobe Geschütz auffährt, weiss er zu überzeugen und ist auch wirklich witzig. Einen wesentlichen Anteil daran hat neben den vier Hauptdarstellern die stellenweise kongeniale musikalische Untermalung.

Erschienen auf cineman.ch.

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