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Mission accomplished
Mission: Impossible III von J. J. Abrams

Als zu Beginn der 90er Jahre – Tarantino und Konsorten sei Dank – Ironie und postmoderne Spielereien Eingang in den Mainstream fanden, blieb auch das Actionkino nicht verschont. James Cameron war einer der ersten, der die Zeichen der Zeit erkannte: 1994 demontierte er in True Lies mit Lust die Action-Ikone Arnold Schwarzenegger, die er zuvor miterschaffen hatte. Actionfilme – das die deutliche Botschaft von Camerons Agentenpersiflage – waren von nun an nur noch als Komödien denkbar.

Währenddessen wurde in Hollywood fleissig weitergeballert. Doch irgendwie wollte das alles nicht mehr so recht funktionieren. Der kalte Krieg war vorbei und eine neue böse Macht fehlte noch. Das Actionkino war zu einem einzigen selbst–ironischen Zitat verkommen, und die letzten echten Männer – die Basis jedes Actionfilms – waren in die Jahre gekommene Killer vom Typ John Travoltas. Altmodische Agenten wie der von Tom Cruise verkörperte Ethan Hunt hingegen hatten ausgedient, und so fiel Brian De Palmas Kinoversion der Fernsehserie Mission Impossible denn auch eher enttäuschend aus; elegant und durchgestylt zwar, doch ernstnehmen konnte man das nicht.

Hollywood reagierte auf die Krise und begann, seine Spektakel in vergangene Zeiten und fremde Welten zu verlegen. Die Renaissance des Historienschinkens fand nicht zufällig fast zeitgleich mit dem Science-Fiction- und Fantasy-Boom statt, denn in vergangenen heroischen Zeitaltern und fernen Wunderwelten ist echtes, unverfälschtes Heldentum noch möglich. Parallel dazu wurden neue Talente importiert, das Hongkong-Kino wurde zur grossen Inspiration und Actiongrossmeister John Woo zum neuen Hoffnungsträger. Doch Woo erwies sich als Totengräber; in seinem Meisterwerk Mission Impossible II löste er jede Frage nach Sinn und Handlungslogik in reine kinetische Energie auf. Mission Impossible II ist ein eigentliches Actionmusical, in dem es nur noch darum geht, spektakuläre Nummern aneinanderzureihen. Ein Film wie geschaffen für Cruise, diesen Inbegriff glänzender Hohlheit, der immer dann wirkt, wenn nicht differenziertes Spiel, sondern blosse physische Präsenz im Vordergrund steht.

Tom Cruise im EinsatzMit Mission Impossible II schien das Actiongenre endgültig erledigt, dieses völlig sinnentleerte Ballett liess sich nicht mehr steigern, auch Woo hat seither keinen interessanten Film mehr gemacht, die Leinwand gehörte nun den Konstrukteuren phantastischer Welten wie Peter Jackson und George Lucas. Und nun also Mission Impossible III unter der Regie J. J. Abrams, der bislang für Fernsehserien wie Alias und Lost verantwortlich zeichnete. Agent Hunt hat geheiratet und sich vom Agentendasein zurückgezogen, da wird er für die berühmte letzte Mission aufgeboten. Es gilt, eine Agentin zu befreien, einer nicht näher spezifizierten Superwaffe habhaft zu werden, und einen bösen Waffenschieber (Philip Seymour Hoffman) dingfest zu machen. Ein Standardplot, doch das Erstaunliche: Der Film funktioniert. MI-3 bringt die richtige Mischung aus lauten Explosionen, grossen Gefühen, harten Kerlen und coolen Gags, aus exotischen Schauplätzen und technischen Gadgets, abgeschmeckt mit einem gelungenen Bösewicht. Man gibt sich unverkrampft, hat keine Angst vor heldenhaftem Pathos und lässt es krachen, was das Zeug hält. Die echte Mission Impossible, die Wiederbelebung des Actionkinos, ist gelungen!

Mission Impossible 3 in der Internet Movie Database

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