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Reif für die Insel
The Island von Michael Bay

Am Anfang dieser düsteren Zukunftsvision steht eine bis ins Kleinste regulierte, hochtechnisierte Gesellschaft, eine Art Superpflegeheim, in dem die Überlebenden einer weltweiten Naturkatastrophe aufgepeppelt werden. Die Erde ist verwüstet, nur ein letztes Fleckchen Natur – die sagenhafte Insel des Filmtitels – ist verschont geblieben. Diesem Eiland gelten alle Träume und Hoffnungen der Überlebenden, hierhin werden die Gewinner der regelmässig veranstalteten Lotterie entlassen. Um zu diesem unberührten Paradies zu gelangen, nimmt man einen rigorosen Verhaltenskodex auf sich, der alles, was Spass macht, verbietet; körperliche Fitness und seelische Ausgeglichenheit sind das oberste Ziel.

Ewan McGregor und Scarlett Johannsson

Ewan McGregor und Scarlett Johannsson

Dass an dieser Fitnessdiktatur etwas faul ist, ahnt nicht nur der Zuschauer, sondern auch Lincoln Six Echo (Ewan McGregor): Woher kommen die neuen Überlebenden, die regelmässig angeschleppt werden, wer betreibt den riesigen Komplex eigentlich, und was hat es mit der Insel wirklich auf sich? Wer fragt, kriegt früher oder später eine Antwort, und nicht ganz unerwartet, entpuppt sich die Mär von der Insel als gigantischer Schwindel, und schon bald ist Lincoln gemeinsam mit der schönen Jordan Two Delta (Scarlett Johannsson) auf der Flucht.

Düstere Antiutopien hat es in der Filmgeschichte schon einige gegeben, aber The Island ist eine der eindrücklichsten seit langem. Diese blitzblanke Hightechwelt, aus der alles Menschliche und Zufällige verbannt wurde, ist nicht nur vollkommen durchgestylt, sondern erinnert unheimlich oft an den aktuellen Wellness-Wahn. Das Vorbild, George Lucas’ Erstling THX 1138, ist zwar deutlich erkennbar, das ändert aber nichts an der faszinierenden Wirkung des Filmeinstiegs.

Nachdem The Island im ersten Drittel für Michael Bay-Verhältnisse erstaunlich ruhig daherkommt und sich das Drehbuch als ziemlich perfide entpuppt, dreht der Film während des restlichen Verlaufs so richtig auf. Anscheinend hat es den Regisseur in den Fingern gejuckt, nach so langer Zurückhaltung mal wieder richtig loszulegen, denn sobald die beiden Hauptfiguren auf der Flucht sind, reiht der Film Actionszene an Actionszene. Ordentlich Material zertrümmern heisst nun die Devise, egal, ob die Handlungslogik drunter leidet; statt dem ruhigen Gestus des Anfangs dominiert nun der lärmige, oft unnötig hektische Stil aus Bays früheren Filmen. – All die Aufregung ist im Grunde aber überflüssig, am Besten ist The Island in seinen stilleren Momenten; trotz dieser Einschränkung ist Bays Film aber einer der besten Science-Fiction-Filme der jüngeren Zeit.

Erschienen auf cineman.ch.

Ein Kommentar

  1. Ich würde eher sagen einer der besten Michael-Bay-Filme der jüngeren – und vielleicht auch älteren – Zeit. Allerdings auf mittelmässigen Niveau.

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