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Bubenträume
Transformers von Michael Bay

Von Orson Welles stammt der Ausspruch, dass ein Filmstudio der Welt grösste Spielzeugsammlung sei. Und just Welles hatte seine letzte Rolle in einem Film, in dem es um riesenhaftes Spielzeug ging: Er lieh seine Stimme einem Roboter in der Zeichentrickversion von Transformers von 1986. Zwanzig Jahre später kommt nun eine aufgemotzte, vom Spielzeughersteller Hasbro mitproduzierte Realversion des Films in die Kinos, für das mit Michael Bay und Steven Spielberg zwei Filmemacher verantwortlich zeichnen, die ebenfalls einen kindlichen Zugang zum Medium Film haben. Während Spielberg, der hier als ausführender Produzent fungiert, bei allem Hang zum kindlich-naiven Blick aber auch ein gewiefter Erzähler ist, scheint Bay von einer noch weitgehend unverdorbenen Freude an Lärm und Zerstörung beseelt. Erst wenn es laut kracht und den Schauspielern die Ausstattung um die Ohren fliegt, fühlt er sich richtig wohl.

Das magische Ritual

Für Materialschlachten gibt es Gelegenheit genug in Transformers, in dem sich zwei verfeindete Lager technoider Ausserirdischer die Erde als Schlachtfeld ausgesucht haben. Beide sind auf der Suche nach einem geheimnisvollen Energiewürfel, zu dessen Versteck ausgerechnet der Teenager Sam (Shia LaBeou) den Schlüssel besitzt. Sam ist ein etwas linkischer Halbwüchsiger und gerade heftig dabei, erwachsen zu werden. Das wichtigste Ritual des Kleinstadtamerikaners auf dem Weg vom Kind zum Mann ist freilich der Kauf des ersten Autos. Bei diesem magischen Moment sind die Männer – Sohn, Vater und Autohändler – ganz unter sich, und auch wenn später noch eine fesche Klassenkameradin in knappen Hotpants in den Wagen einsteigt, spielt sich die eigentliche Liebesgeschichte des Films doch eindeutig zwischen Sam und seinem Auto – das in Wirklichkeit ein getarnter Roboter ist – ab. In einer neuartigen Kreuzung aus Autostreifen und E.T. soll hier der transformende Ausserirdische, der später von den Behörden grundlos gequält wird, die Tränendrüse stimulieren.

Auf dem Highway ist die Hölle los

Neben E.T. stand bei Transformers auch Independence Day Pate; Sams Coming-of-Age-Geschichte ist nur einer von mehreren Erzählsträngen. Tapfere US-Soldaten fehlen ebensowenig wie ein verantwortungsvoller Spitzenpolitiker – dieses Mal der US-Verteidigungsminister – und eine besonders geheime Geheimorganisation, die längst von den Aliens weiss. Das Drehbuch vermengt allerhand bewährte Muster, doch Bay scheint sich für keines so recht zu interessieren. Ihm fehlt Spielbergs Sinn für rührselige Naivität, und auch die Ironie von Indepence Day ist seine Sache nicht. Bleiben also die Actionszenen, die aber seltsam anachronistisch anmuten. Zwar treten hier Hightech-Geräte gegeneinander an, aussehen tut das aber wie ein blecherner Ringkampf.

Zu offensichtlich kalkuliert, zu sehr zusammengestoppelt, um wie aus einem Guss zu wirken, lautet am Ende das Verdikt. Und als ginge es darum, diesen Befund zu unterstreichen, wird der Film in kurzen Einschüben während des Abspanns noch direkt regierungskritisch. Bei Transformers ist für jeden etwas dabei, aber wohl für kaum jemanden genug.

Transformers in der Internet Movie Database

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