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Braves Monster
Monster von Patty Jenkins

Aileen Wuornos ging als erste weibliche Serienmörderin in die amerikanische Kriminalgeschichte ein; Ende der Achtziger brachte sie auf dem Strassenstrich sechs Freier um und raubte sie aus, um sich und ihrer Geliebten den Lebensunterhalt zu finanzieren; vor eineinhalb Jahren wurde sie schliesslich hingerichtet. Nach zwei Dokumentarfilmen zum Thema erscheint nun Monster, das Regie-Debüt der Newcomerin Patty Jenkins. Grösster Trumpf des Films ist seine Hauptdarstellerin: Charlize Theron hat sich für den Film in eine ziemlich unattraktive, vulgäre Frau mit schiefen Zähnen und schlecht sitzenden Kleidern verwandelt. Neben der Maske gilt das Lob vor allem Theron selbst, deren Habitus und Körpersprache wie ausgewechselt erscheinen. Ihren Gegenpart, die schüchterne Selby, spielt Christina Ricci, ohnehin eine der interessantesten Schauspielerinnen Hollywoods.

Die amerikanische Filmkritik ist sich einig, dass Theron für ihre Leistung den Oscar erhalten muss, und tatsächlich sind die Szenen, in denen sich die beiden im Grunde völlig verunsicherten Frauen gegenseitig hochschaukeln, Höhepunkte des Filmschauspiels. Wuornos will Selby ständig beeindrucken, entwirft grossartige Luftschlösser für die Zukunft, plant – ohne Schulabschluss – Anwältin oder Tierärztin zu werden, und Selby nimmt diese Hirngespinste nur allzu gern für bare Münze.

Insgesamt kommt der Film leider erstaunlich zahm und ‹unmonströs› daher, dem Publikum soll auf keinen Fall zu viel Nacktheit zugemutet werden, und die szenische Umsetzung ist stellenweise so bieder wie bei einem Fernsehfilm. Monster will seine Hauptfigur nicht einfach als Psychopathin abstempeln, Wuornos ist – das wird dem Zuschauer geradezu eingehämmert – ein Opfer der Umstände, sie hatte nie eine echte Chance. Doch der Versuch, ihr Schicksal zum Ausgangspunkt einer umfassenden Gesellschaftskritik machen, scheitert auf halber Strecke; der Film bleibt immer schön mehrheitsfähig und geht wirklich umstrittenen Fragen konsequent aus dem Weg.

Zuerst erschienen im Züritipp vom 19. Februar 2004.

Monster in der Internet Movie Database

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