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Blauer Dunst und schwarzer Trunk in Schwarzweiss
Coffee and Cigarettes von Jim Jarmusch

Dass Jim Jarmusch eine besondere Beziehung zum blauen Dunst hat, wissen wir spätestens seit Blue in the Face, Wayne Wangs abgedrehter Fortsetzung von Smoke. In dem Film schaute auch Jarmusch in Harvey Keitels Tabakgeschäft vorbei; der erste Beitrag des Regisseurs zum Thema »Glimmstengel und Kino« war das damals allerdings nicht.

Jarmusch hatte zu dem Zeitpunkt bereits drei kurze Schwarzweissfilme mit dem Titel Coffee and Cigarettes gedreht, in denen es – wie könnte es anders sein – hauptsächlich um Kaffee und Zigaretten geht. Zwei Figuren treffen sich in einem Diner, einer Bar, einer Kneipe und diskutieren über Gott und die Welt, trinken dazu Kaffee und rauchen gemütlich eine. Der Film, der nun im Kino zu sehen ist, nimmt diese drei Geschichten als Basis, fügt aber noch acht neue Episoden hinzu.

Elf Kurzfilme, in denen es eigentlich um nichts geht, in denen vor allem getrunken, geraucht und geredet wird, das klingt nach wenig, und es gibt auch kaum einen Regisseur ausser Jarmusch, der aus diesem Konzept einen funktionierenden Film machen könnte. Aber der Amerikaner war schon immer ein Spezialist für die lakonische Inszenierung des filmischen Nichts, ein Meister des Episodenfilms sowieso. Jarmuschs Figuren sind in ihrer Wortkargheit, ihrer Coolness, ihrer leichten Verrücktheit an sich schon sehenswert, da ist gar keine ausgefeilte Handlung mehr nötig. So sehen wir einen hypernervösen Roberto Benigni, der Kaffee im Accord trinkt, zwei gewichtige Italoamerikaner, die miteinander kabbeln, als wären sie ein altes Ehepaar, und Cate Blanchett in einer Doppelrolle als sich selbst und ihre schlampige Cousine.

Ein komisches Highlight unter den drei Originalfilmen ist das Zusammentreffen der Musiker Tom Waits und Iggy Pop, die beide stolz verkünden, dem Rauchen abgeschworen zu haben, und kurz darauf selig paffend darüber sinnieren, dass gerade Nichtraucher von Zeit zu Zeit ganz ohne Schuldgefühle eine rauchen können.

Unter den neuen Sequenzen sticht vor allem die Begegnung zwischen den Schauspielern Alfred Molina und Steve Coogan heraus. Coogan, der erfolgreichere der beiden, ist ein arroganter Arsch, Molina ein aufdringlicher Spinner. Als Coogan aber erfährt, dass Molina mit Spike Jonze, dem Regisseur von Being John Malkovich, befreundet ist, ist es auf einmal er, der unbedingt mit Molina in Kontakt bleiben möchte.

Es versteht sich von selbst, dass nicht alle Episoden gleich gelungen sind, langweilig ist Coffee and Cigarettes trotz fehlender Handlung aber nie; dazu sind Jarmuschs Figuren zu charmant, sein Umgang mit den wiederkehrenden Motiven zu souverän. So taucht das Schachbrettmuster des Tisches der ersten Episode später auf allen möglichen Möbelstücken wieder auf, und auch der aktuelle Gesundheitswahn geht nicht spurlos an dem Film vorbei: Coogan und Molina trinken Tee, der Rapper RZA hält dem Schauspieler Bill Murray einen Vortrag über die Schädlichkeit von Koffein, und als sich Cate Blanchett eine anstecken will, muss sie erfahren, dass Rauchen in der Lobby nicht gestattet ist.

Für Jarmusch schliesst sich mit dem Film ein Kreis, decken die einzelnen Episoden zeitlich doch fast sein gesamtes Schaffen ab; das schlägt sich auch formal nieder: Sind die ersten Episoden noch mit einfachsten Mitteln gedreht, lassen die neuen einen sehr viel grösseren Aufwand erkennen. Die Fans wird aber vor allem freuen, dass der Film ein Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Jarmusch-Schauspielern bringt.

Coffee and Cigarettes in der Internet Movie Database

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